RONYA OTHMANN
»VIERUNDSIEBZIG«

Moderation: Franziska Jostmeier

»Ich habe immer gedacht, dass es das Ende ist, wenn der Himmel auf die Erde fällt. Am 3. August 2014 ist der Himmel nicht auf die Erde gefallen, aber trotzdem war es das Ende. «

Wie können wir eine Sprache finden für das, was eigentlich unaussprechlich ist? Darum ringt Ronya Othmann in ihrem zweiten Roman »Vierundsiebzig«. Vierundsiebzig – so viele Genozide sind an den Jesidinnen und Jesiden im Grenzgebiet zwischen Syrien, der Türkei und dem Irak verübt worden, zuletzt 2014 vom „Islamischen Staat“. In ihrem Roman begibt sich die Autorin, die selbst jesidische Wurzeln hat, auf die Suche: Sie reist nach Shingal, besucht die Camps, in denen jesidische Geflüchtete vielfach noch immer untergebracht sind, sie fährt an die Tatorte aus dem August 2014, spricht mit Verwandten, besucht verlassene Dörfer und ist dabei, wenn die Täterinnen und Täter von damals in Deutschland vor Gericht stehen. Ein atemloser Versuch zu verstehen, was unfassbar ist. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024.

»Vierundsiebzig ist vieles in einem Autobiographie, Biographie, Reiseliteratur und Geschichtsschreibung in Echtzeit und dennoch ein organisches Ganzes. Ein literarischer Befreiungsschlag.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung  

Ronya Othmann, als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vaters 1993 in München geboren, schreibt Lyrik, Prosa und Essays und arbeitet als Journalistin. Für ihr Schreiben wurde sie viele Male ausgezeichnet, u. a. mit dem Lyrik-Preis des Open Mike, dem MDR-Literaturpreis und dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik. »Vierundsiebzig«, ihr zweiter Roman, wurde mit dem Düsseldorfer Literaturpreis 2024 sowie dem Erich-Loest-Preis 2025 ausgezeichnet und steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024.

Franziska Jostmeier studierte Islamwissenschaften in Tübingen und Kairo und arbeitet u. a. als Journalistin. Ihre Auslandsaufenthalte führten sie in den vergangenen Jahren immer wieder in den sogenannten Nahen Osten. Sie lebte zeitweise im Libanon und Marokko und besuchte im Rahmen verschiedener Projekte und zu Recherchezwecken wiederholt den Nordirak.

In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Stadtbibliothek Bonn

Saal im Haus der Bildung, Mülheimer Platz 1, Bonn
Eintritt frei