links: Anna Langfus, rechts Patricia Klobusiczky

ANNA LANGFUS
»GEPÄCK AUS SAND«

DIE ÜBERSETZERIN PATRICIA KLOBUSICZKY IM GESPRÄCH MIT PROF. HANNO SOWADE

Moderation: Simone Mergen

»Gepäck aus Sand«: das preisgekrönte Vermächtnis der Anna Langfus

Verlust und Erinnerung sind die Themen der Autorin und Holocaust-Überlebenden Anna Langfus. Um darüber schreiben zu können, wechselte sie Land und Sprache. Und veröffentlichte 1962 ihren französisch geschriebenen Roman »Gepäck aus Sand«, für den sie den Prix Goncourt erhielt. Kraftvoll und poetisch erzählt die gebürtige Polin von der Unmöglichkeit, der Vergangenheit zu entfliehen, vom verzweifelten Versuch, sich in der Welt zurechtzufinden und behaust zu fühlen. Ihr Werk wird heute in einem Atemzug genannt mit Autoren wie Primo Levi oder Elie Wiesel.

Als »Gepäck aus Sand« 1964 in Deutschland erscheint, reagieren einflussreiche Medien wie Zeit und Spiegel mit Herablassung. Dass die Familie der Protagonistin in Auschwitz ermordet wurde, blenden sie aus; statt vom Holocaust ist im Klappentext beschönigend von der »Zeit der Bedrängnis« die Rede.

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz bringt die Andere Bibliothek »Gepäck aus Sand« erneut heraus, in der neuen deutschen Übersetzung von Patricia Klobusiczky. Im Gespräch mit Prof. Hanno Sowade, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Haus der Geschichte und Projektleiterin der Ausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“, beleuchtet Klobusiczky ein zu Unrecht vergessenes Meisterwerk, die bleierne Zeit der deutschen Erstveröffentlichung und die veränderten Lesarten damals und heute.

Anna Langfus wurde 1920 als Anna-Regina Szternfinkiel in Lublin, Polen, als Tochter einer assimilierten jüdischen Familie geboren. Nach dem Abitur zog sie nach Belgien und studierte an der Polytechnischen Hochschule in Verviers. Bei Kriegsausbruch 1939 hielt sie sich in Polen auf und wurde von den deutschen Besatzern ins Ghetto von Lublin deportiert. Szternfinkiels Ehemann und ihre Eltern wurden ermordet, ihr selbst gelang die Flucht. 1946 ließ sie sich in Frankreich nieder und heiratete Aron Langfus, den sie bereits aus Polen kannte. Als eine der ersten jüdischen Überlebenden der Schoah begann sie, auf Französisch literarisch darüber zu schreiben. Für ihren Roman »Gepäck aus Sand« erhielt sie 1962 den Prix Goncourt. Anna Langfus starb überraschend 1966 im Alter von nur 46 Jahren.

Patricia Klobusiczky, 1968 in Berlin geboren, studierte in Düsseldorf literarisches Übersetzen und war viele Jahre als Lektorin für den Rowohlt Verlag tätig. Seit 2006 arbeitet sie freiberuflich als Moderatorin und Übersetzerin aus dem Französischen und Englischen. Von 2017 – 21 war sie Vorsitzende des Verbands deutschsprachiger Literaturübersetzer*innen VdÜ.

Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Haus der Geschichte im Rahmen der Ausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“

Die Ausstellung ist am Veranstaltungstag bis 19 Uhr geöffnet

Gefördert durch die Kunststiftung NRW und den Deutschen Übersetzerfonds

Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee 14, Bonn
Karten im VVK über Bonnticket 16€ / 8€, Abendkasse 18€ / 10€

Foto links: Maria Langfus
Foto rechts: Ebba D. Drolshagen